Wie die Pandemie, Baby Yoda und Jeff Goldblums Klavier Jurassic World beeinflussten
Bryce Dallas Howard erklärt, warum Blue süßer ist als Grogu
Wir haben die Schauspieler zu Jurassic World: Ein neues Zeitalter befragt und spannende Einblicke in den letzten Teil der Trilogie bekommen. Im neuesten Film ändert sich nämlich einiges im Cast: Die altbekannten Jurassic-Park-Veteranen Laura Dern, Jeff Goldblum und Sam Neill kehren zurück, während DeWanda Wise (Nola Darling), Mamoudou Athie (Archive 81), Dichen Lachman (Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D.), Scott Haze (Venom) und Campbell Scott (The Amazing Spider-Man 2) ganz neu im Film zu sehen sind. Natürlich bleiben Chris Pratt und Bryce Dallas Howard die Hauptdarsteller des Kinofilms. Regisseur Colin Trevorrow beendet mit Ein neues Zeitalter die Jurassic World Filmreihe und ist bereit, das Dino-Zepter an eine jüngere Generation abzutreten.
Im Interview, in dem wir persönlich mit Colin Trevorrow, Mamoudou Athie, DeWanda Wise und Bryce Dallas Howard sprachen, ging es aber bei Weitem nicht nur um Dinos. Die Pandemie hat einige Herausforderungen mitgebracht und auch für die neuen Schauspieler war der Sprung in das große Franchise mit etablierten Größen zunächst nicht leicht. Darüber sprechen sie mit uns im Folgenden. Außerdem ging es auch viel um Star Wars. Richtig gelesen, Star Wars! Nicht nur, weil Bryce in der Mandalorian-Serie mit Jon Favreau zusammenarbeitet oder Trevorrow einst Episode IX auf die Beine stellen sollte. Der Cast war sich jedenfalls nicht zu schade, um über beide Franchises zu sprechen.
Eurogamer.de: DeWanda, zunächst einmal alles Gute zum Geburtstag!
DeWanda Wise: (lacht) Vielen Dank.
Eurogamer.de: Du warst die erste Schauspielerin, die nach Beginn der Pandemie wieder zurück ans Set kam. Wie war die Arbeit nach so einer globalen Unterbrechung und welche Herausforderungen ziehen sich bis heute?
DeWanda Wise: Ja, das ist wahr. Ich habe gerade eine andere Produktion beendet und es ist wirklich nicht einfach, eine Schauspielerin während einer Pandemie zu sein. Es erfordert nicht nur ein immenses Level an Disziplin, sondern auch eine gemeinschaftsorientierte Einstellung. Und dieses Gemeinschaftsorientierte scheint oft im Film durch. Als ich den Film zum ersten Mal sah, war ich extrem berührt und die ersten Reaktionen von Außen verstärken dieses Gefühl. Es hat vor allem damit zu tun, dass der Film diese wichtigen Themen anspricht. Er thematisiert unsere Verantwortung beim Umgang mit neuer Technologie, mit Wissenschaft, mit der Ökologie und er ruft dazu auf, sich dessen bewusst zu werden, wie wir als Menschen miteinander umgehen. Ich finde, das ist total vorausschauend und gerade in unserer aktuellen Situation weltweit relevant. Das kam im Film so unerwartet gut rüber, dass ich einfach gerührt war. Gerührt und dankbar.
Eurogamer.de: Gab es weitere Änderungen am Set?
Colin Trevorrow: Einiges hat sich verändert. Es gab einige Schauspieler, die nicht an den Orten sein konnten, an denen wir sie gerne hätten. Der Charakter von Daniella Pineda, die ja im Film ist, konnte anfangs nicht aus Neuseeland raus. Ich bin sehr glücklich, dass sie es trotzdem in den Film geschafft hat, aber solche Sachen sind vorgekommen. Dann konnten wir leider nicht so viel in Malta drehen, wie wir es mit den Hauptdarstellern geplant hatten. Viele Szenen im Freien mussten dann in Pinewood gedreht und mit denen aus Malta zusammengeschnitten werden. Heißt also, ich musste eine Multistage dirigieren: Wir haben eine Motorrad-Szene in Malta, dann geht es zurück ans Set in Pinewood und das zusammenzusetzen war wirklich nicht einfach. Zum Glück ist mein Kameramann John [Schwartzman] sehr clever, denn er hat alle Szenen mit natürlichem Sonnenlicht beleuchtet. Selbst wenn wir in Innenräumen drehen mussten, haben wir alle Türen aufgemacht, damit ein möglichst natürliches Gefühl entsteht.
Eurogamer.de: Hat sich die Pandemie auf die Geschichte von Jurassic World: Ein neues Zeitalter ausgewirkt?
Colin: Die Geschichte an sich hat sich nicht sonderlich verändert. Es gibt diese eine Szene, in der Laura und Sam die Heuschrecken in dem Labor untersuchen. Und die haben dabei Masken an - das war bereits im Skript, bevor die Pandemie anfing. Diese Szene war bereits fertig und wir haben uns dazu entschieden, sie auch so drin zu lassen. Wir wollen unsere Geschichte trotz der Umstände so erzählen. Aber wir wussten auch, dass es jetzt etwas anders rüberkommen würde, als ursprünglich geplant. Das, was wir weltweit erleben, war interessanterweise auch nicht widersprüchlich zu dem, was wir von Anfang an erzählen wollten. Also sind wir mit der Situation mitgegangen.
Eurogamer.de: Mamoudou, auch du bist erst im dritten Film dazugekommen. Wie ist es als neuer Charakter in ein etabliertes Team zu treten?
Mamoudou Athie: Als ich ankam, war es für mich zunächst unvorstellbar, dass ich wirklich mit diesen Schauspielern am Set bin, die genau diese Charaktere verkörpern. Ich meine, wir alle hier haben wahrscheinlich 30 Jahre zuvor die ersten Filme gesehen. Und jetzt mit ihnen am gleichen Set zu arbeiten, war bizarr - auf die coolste Art und Weise. Jeder Take war ein Moment, in dem mich jemand kneifen sollte, ich habe mich immerzu gefragt, ob das alles wirklich real ist. Dazu kam ja noch die Pandemie, als wir in London anfingen zu drehen. Alles war bizarr und cool gleichzeitig, das ist wohl die treffendste Beschreibung für diese Situation. Ich habe sehr viel gelernt, die Erfahrung war unglaublich bereichernd. Das Team und alle Darsteller waren unfassbar großzügig. Es gab kein Ego am Set, alle wurden gleichberechtigt behandelt. Ich weiß nicht, wieso ich erwartet habe, dass es nicht so sein würde, aber als ich bei der Arbeit war, hatte ich einfach ein tolles Gefühl. Alle wurden mit gegenseitigem Respekt und Wohlwollen behandelt.
Wir werden niemals auf Yodas Planeten sehen, denn der ist für uns auf Anweisung von George Lucas tabu.
Eurogamer.de: Wer ist süßer Baby Yora oder Blue? Und warum ist es Blue?
Bryce Dallas Howard: (lacht) Ich war in der sehr glücklichen Position, mit dem Legacy-Team bereits an dem ersten Jurassic World arbeiten zu können und auch schon am Terminator Film – ich kannte also bereits das Team hinter den Puppen und Animatronics. Außerdem schauspielte ich auch schon mit den Puppen. Jon Favreau wurde auf mich aufmerksam und fragte sehr früh danach, ob ich nicht Lust hätte an Baby Yoda zu arbeiten und erst mal nur zu schauen, was überhaupt mit ihm als Puppe möglich wäre. Wir wollten nämlich von Anfang an eine physische Figur lieber als ein CG-Baby. Die Tendenz bei solchen Babys ist ja immer "Ohhh, das Baby muss niedlich sein". Das gilt genauso für Beta, Blues eigenes Baby in Jurassic World. Aber das Tolle an Baby Yoda, an Blue und den ähnlichen Dinos im Film ist ja, dass sie nicht nur süß sind, sondern auf ihre eigene Art und Weise zwei sehr mächtige Kreaturen sind. Und das zu ignorieren und sich nur auf eine süße Seite zu konzentrieren, würde der Beziehung mit dem Charakter sehr viel nehmen.
Bryce: Gerade bei Baby Yoda haben wir uns im ersten Jahr darauf konzentriert, was für Ausdrücke er haben soll oder was für Geräusche aus ihm rauskommen. So haben wir uns in die reptilienartigen Eigenschaften und auch das Potenzial der Spezies von Baby Yoda gelehnt. Dabei wussten wir nicht viel über die Spezies. Wir werden niemals jemals auf Yodas Planeten ein Geschehen sehen, denn der ist für uns auf Anweisung von George Lucas tabu. Trotzdem war es sehr cool selbst herauszufinden, wie viel überhaupt möglich war. So ähnlich verhält es sich mit Blue, mit Beta und den anderen Dinosauriern. Sie sind eben Reptilien und es ist wirklich wichtig, den Fokus dabei nicht zu verlieren. Sie müssen ihre natürlichen Eigenschaften behalten, aber es gibt auch Momente, in denen sie süß sind. Und eben weil diese Momente so selten sind, hungert man danach. Und wenn man sie dann bekommt, sind sie umso wirkungsvoller. Ich liebe jedenfalls die Baby-Dinos sehr und kann auch selbst nicht genug von ihnen bekommen.
Eurogamer.de: Welche Ausarbeitung der Charaktere hat mehr Spaß gemacht: Die der menschlichen oder die der Dinosaurier?
Colin: Ich habe etwas mehr Kontrolle über die Dinosaurier. Den Menschen habe ich die Rollen größtenteils selbst überlassen. Sie sollen ihre Charaktere definieren, zu mir kommen und erzählen, wer sie sind. So arbeiten wir eben zusammen. Alle Menschen, die ihr auf dem Poster seht, hatten enorm viel Einfluss und Einblick darauf, wie sie im Film rüberkommen. Alle Mitglieder haben auch einen Teil des Dialogs selbst geschrieben, mindestens was den Ausdruck angeht. Das ist ein wichtiger Teil für unsere Zusammenarbeit. Die Dinosaurier dagegen entwickelte ich mit einer anderen Gruppe. Hier konnten wir auf den Millimeter genau bestimmen, in welche Richtung sie sich entwickeln. Beide Seiten der Arbeit waren toll.
Eurogamer.de: Was hat Jeff Goldblum eigentlich im Hotelzimmer gespielt?
Colin: Oh, heute? Ich habe es ihm gerade erst erzählt und er so: "Oh du konntest mich hören?" Dann habe ich ihm erzählt, dass ich es eventuell getweetet haben könnte.. (lacht)
Colin: Naja, er hat halt nur herumgeklimpert. Es gab kein bestimmtes Stück, das er gespielt hat. Aber er hat schon gut eine Stunde auf dem Klavier gespielt. Heute Morgen habe ich mich einfach gefragt, wie er an dieses Piano gekommen ist. Mandy hat tatsächlich ein Klavier im Hotel gefunden, das sie ihm ins Zimmer bringen konnte. Und vorher hat sie sich darum gekümmert, dass ein Klavier an der Bar im Hotel steht.
Eurogamer.de: Im dritten Film gab es ganz schön viele Easter Eggs. Ich meine eine "The Shining" und eine "The Birds" Referenz entdeckt zu haben.
Colin: Ja, stimmt.
Eurogamer.de: Gibt es noch andere Filmreferenzen, die besonders viel Spaß gemacht haben, oder über die ihr besonders enthusiastisch wart?
Colin: Ich glaube, das ist etwas, das im Film ganz natürlich passiert. Man spürt bei Kinofilmen einfach oft den Geist der Filme, die die Filmemacher eben auch lieben. Was ich so interessant finde ist, dass wenn man sich Filme von Tarantino, PT Anderson oder gar Steven [Spielberg] oder Scorsese anschaut, spürt man förmlich die Einflüsse. Bei Steven ist es John Ford, Schlacht um Algier, man bemerkt eben, was sie selbst geschaut haben, als sie noch jung waren. Jetzt erreichen wir eine neue Generation von Filmemachern. Ich bin 45 und in den 80ern aufgewachsen – unsere Einflüsse sind eben Lucas, Spielberg, Hitchcock. Im Film gibt es übrigens auch viele Referenzen zur Muppet Show.
Eurogamer.de: Der Film arbeitet mit verschiedensten Mitteln: Animatronics, CGI, VFX, Puppen und das hat seinen Grund - aber gab es Momente, in denen ihr euch einen anderen Ansatz gewünscht hättet?
Colin: Es gab einen guten Grund, um es so zu machen. Ich finde, die Animatronics sorgen von Anfang an für die Illusion, dass alles echt ist. Wir starten den Film, indem Bryce diesen riesigen Triceratops hebt und das ist alles eine Animatronic-Szene. Jede einzelne Sekunde. Ich wollte nämlich, dass die Zuschauer ihren Einstieg in den Film so authentisch wie möglich finden. Die Animatronics sind überall und die kommen wirklich immer mit. Der Giganotosaurus ist ein Animatronic, es geht von groß bis klein. Vor allem in einer Zeit, in der Kinder daran gewöhnt sind, dass alles ständig animiert ist, ist ein Film wichtig, der nicht nur Animatronics hat, sondern auch 112 richtige Sets und reale Orte, an denen wir drehen. Und dass wir eben keinen Film nur mit einem Computer entwickeln. Kann gut sein, dass wir irgendwann keine handgefertigten Filme machen dürfen. Aber ich mache das so lange, bis sie es mir aus meinen kalten toten Händen reißen.
Eurogamer.de: Ich fand Ramsay war ein erfrischender Charakter. Normalerweise sind die Wissenschaftler in allen Jurassic World Filmen die Bösen. Ramsay gehört zu der Seite der Wissenschaft, ist aber keineswegs böse. Gab es andere Charaktere, die deine Darstellung von Ramsay inspiriert oder beeinflusst haben?
Mamoudou: Ich muss leider darauf hinweisen, dass Ramsay der Kommunikationschef ist und kein Wissenschaftler. Aber ja, er ist Teil der Wissenschaft. Als ich in London angekommen bin, als mir der Charakter vorgestellt wurde, war die Figur Ramsay eine ganz andere. Colin und ich hatten eine ausführliche Konversation darüber, wie wir ihn darstellen wollen und er beherzigte meine Wünsche. Ich halte ihm das wirklich zugute, denn wir waren damals schon mitten im Dreh. Der Charakter ist jetzt nicht wiederzuerkennen, wenn man ihn mit der Figur vergleicht, als die er anfangs geschrieben wurde. Und das alles dank einer einzigen Unterhaltung. Und jetzt habe ich mich selbst mit der Antwort so abgelenkt, dass ich gar nicht mehr weiß, was genau die Frage war..
Jeder Take war ein Moment, in dem mich jemand kneifen sollte, ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob das alles wirklich real ist.
Eurogamer.de: (lacht) Gab es noch weitere Charaktere, die Ramsay inspiriert haben?
Mamoudou: Hmm.. nein. Wirklich nicht, denn mir würde kein Charakter einfallen, der wie Ramsay ist. Wenn überhaupt, dann vielleicht noch Ian Malcom, weil es zwischen den zweien eine Art Verhältnis gab. Außerdem waren wir an der gleichen Schule. Die Schule heißt William Esper Studio, an der Jeff Jahre vorher ebenfalls war. Ich habe ihn eine lange Zeit bewundert. Dafür, dass er so sein konnte, wie er sein wollte und dafür, dass er den Raum einnimmt, mit seinem einzigartigen Chi, welches wir alle denke ich sehen können. Das finde ich extrem cool. Ich wollte nichts darstellen, was ich selbst nicht bin. Ich wollte ich selbst sein, ehrlich zu mir selbst sein, die Impulse, die ich hatte, darstellen, auch wenn sie ungewöhnlich werden würden - und oft auch echt komisch. Aber eben auch eine tragende Rolle im Film übernehmen, weil warum nicht? Jeff hat das in seiner Karriere so schön vorgemacht, also würde ich höchstens Ian Malcom als Vorbild nennen.
Eurogamer.de: Wie gerade erwähnt, war Ramsay Cole am Anfang noch ein gänzlich anderer Charakter. Wie war er anfangs und was waren die Züge, die geblieben sind und welche mussten unbedingt geändert werden und warum?
Mamoudou: Er war vielmehr ein stiller Beobachter. Er sah all diese schrecklichen Dinge und ließ sie einfach geschehen. Er hatte zwar eine Meinung dazu, aber ich meine, wenn ich sehen würde, was in so einem Szenario abgeht, dann hätte ich doch den Impuls etwas dagegen zu unternehmen. Du musst einfach, sonst klebt das Blut der Opfer auch an deinen Händen. Ich war eben an einem aktiveren Charakter interessiert, der auch eingreifen würde, wann er könnte. Auf eine Weise, die eher überraschend und vielleicht auch unerwartet ist. Colin mochte die Idee tatsächlich und so haben wir einen Weg gefunden. Denn im Prozess gab es auch ein paar andere Fragen, die es im Film zu lösen gab und das hat dann ganz gut zusammengepasst.